800 Jahre
Wildbad Dörtel
Wildbad Dörtel
eine kleine Chronik von Gustav Windt [† 11.10.2018]
Dass "Dörtel" etwas Besonderes ist, wissen alle, die schon immer hier wohnen - oder ganz bewusst hier zugezogen sind. Dass es aber auf eine interessante Geschichte zurückblicken kann, ist vielleicht kaum jemand bekannt geworden. Und sicher auch nicht, dass das "Dörteler Heilwasser" schon vor 5 Jahrhunderten eine nicht zu unterschätzende Rolle im und für den kleinen Ort gespielt hat:
Heinrich von Salach war der erste urkundlich bekannte "Herr" dieses romantisch im Tal neben der Kaiserstraße gelegenen Weilers. 1221 überließ er seine Güter, und damit auch "Dörtel" dem Bischof von Würzburg.
Diesem folgten ab 1346 als Herren von Dörtel:
- die "von Maienfels"
- die "Johanniterkommende"
- die "Holzschuherin zu Mergentheim"
- der bekannte Bürgermeister "Topler von Rothenburg"
- und "Leopold von Seldeneck".
Im Jahr 1420 wurde Dörtel dem " Deutschorden" zugeordnet. In der Folgezeit übten die Herrschaft aus:
- "Konrad von Weinsberg"
- Karl Mertins "Hausfrau von Mergentheim und der Spital in Mergentheim, Alfra Relin" sowie
- die "Freiherren von Adelsheim".
- dass es "in Fässern ins Ausland" (u.a. sogar bis nach Österreich) verschickt wurde
- dass es aber nicht nur getrunken wurde,
- sondern man darin auch gebadet hat.
Alte Berichte weisen auch aus, dass viele Heilsuchende von weither in der Hoffnung angereist kamen, um im "Wildbad zu Thürtel" Linderung ihrer Leiden zu erfahren.
In alten Schriften ist ebenso die Rede von einem
- "Haus zur Unterbringung der Heilsuchenden von auswärts" (heute würden wir "Kurhaus" dazu sagen) und von einer
- "Badeanstalt", die es schon in "Thürtel" gab, als auch davon, dass das
- Wasser "gegen Schwellungen und Entzündungen der Haut sowie chronische Leiden und Nervenkrankheiten geholfen" hat.
1689 wurde die Heilquelle durch einen starken Wolkenbruch verschlagen. Die erneute Fassung der Quelle scheiterte an den sich ergebenden Besitzstreitigkeiten zwischen den Adelsheimern und dem Deutschen Orden.
Erst im Zeitraum 1767 - 1804 hat die "Regierung zu Mergentheim" dann mehrere Versuche unternommen, die verschüttete Heilquelle wiederzufinden.
Vielleicht wären die Grabungen im Jahr 1804 erfolgreich gewesen, wenn man damals nicht zu früh aufgegeben hätte. Im gleichen Jahr nämlich ist der noch "gemauerte, inzwischen ausgetrocknete aber rotbraun inkrustierte Kanal" der früheren Quelle wiederentdeckt worden.
Und 1824 entsprangen nach einem anhaltenden Regenwetter an vielen Stellen im Ort neue Quellen.
Vom Quellwasser im Viehstall der "deutschordischen Hofreite" ist verbrieft, dass nach diesem Wasser das Vieh "unbändig verlangte und sich deshalb von den Ketten los gerissen hat".
Wegen schwieriger Probenentnahme im Stall war nur eine ungenaue Analyse möglich. Eine dann später in Bachnähe genommene andere Quell-Probe ergab u.a. folgende Werte:
- sehr frisch im Geschmack
- mit kohlensaurem Kalk und etwas Bittererde
- dazu salzsauren Salzen.
Dieses "Dörteler Wasser" wurde nach Zeitungsberichten 1825 und 1826
- noch häufig nicht nur an Ort und Stelle mit gutem Erfolg getrunken sondern mittels "Krügen und Fässern", wie in früheren
Zeiten, "auf viele Stunden weit verführt" "gegen chronische Leiden und Nervenkrankheiten innerlich sowie als Bad angewendet".
Wenn 1826 die Mergentheimer Quellen durch Schäfer Gehrigs Schafe nicht entdeckt worden wären, vielleicht stünden dann heute alle Bad Mergentheimer Kureinrichtungen im "Wildbad Dörtel".
Doch wir Dörteler begnügen uns mit dem Wissen von der seinerzeitigen "Heilkraft des Dörteler Wassers". Denn eines ist sicher, nur aus dem Glauben heraus hätten die Menschen nicht 5 Jahrhunderte lang damit Gesundung gesucht.
Aber auch ohne das Prädikat "Heilwasser" ist unser Dörteler Eigenwasser eines der besten im gesamten Bereich: